Ich dachte immer Weihnachten wäre jedes Jahr das gleiche. Wir treffen uns alle zum Kaffee trinken, essen Kuchen, der Weihnachtsmann kommt, es gibt Geschenke, jeder packt seine Geschenke aus und dann essen wir alle zusammen Abendbrot. Irgendwie war es immer so. Aber wenn ich so darüber nachdenken, ist es schon lange nicht mehr so.
Manchmal wünsche ich mir das Weihnachten zurück, als ich klein war. Als ich Angst vor dem Weihnachtsmann hatte. Immer weinte, wenn er durch die Tür kam und am liebsten gar kein Geschenk angenommen hätte. Ich wusste immer, dass es mein Nachbar war und ignorierte ihn deshalb auch das komplette Jahr. Der Arme! Am liebsten möchte ich rübergehen und mich entschuldigen. Ihm sagen, dass er seinen Job gut gemacht hat. Ich hätte lieber sein sollen, dankbarer. Und damals waren wir alle da. Oma, Opa, Uroma, Uropa, jegliche Onkels, Opas, Tanten, Verwandte 100. Grades. Alle. Und ich.
Und plötzlich werden es immer weniger. Ich frage mich, wann wir wieder mehr werden. Wann wieder Oma, Opa, Uroma, Uropa und Co. auf der Couch sitzen und hier und da noch jemand umher rennt. Wisst ihr was ich meine? Es ist irgendwie traurig zu sehen, dass wir weniger werden. Das macht mir Angst. Das führt es mir jedes Jahr immer und immer wieder vor Augen. Wir sind nicht mehr wie vorher. Und trotzdem verläuft alles nach dem gleichen Schema. Trotzdem gibt es zu den gleichen Zeiten das Essen und immer noch bereitet jeder das zu, was er immer zubereitete. Nur fällt das eine Jahr der Grünkohl weg, das andere Jahr gibt es diesen Kuchen eben nicht mehr und um die Klöße kümmert sich nun jemand anderes. Manchmal merke ich es auch gar nicht. Manchmal fühlt es sich einfach so normal an. Es sind die ruhigen Momente – wenn ich abends im Bett liege, die Augen schließe und nachdenke.
Dann, wenn ich hoffe. Hoffe, dass wir – immer hin wir – noch alle lange zusammenbleiben. Uns noch ein paar Weihnachten haben. Dass unsere Traditionen bleiben. Du machst die Klöße und ich den Nachtisch, wie jedes Jahr eben! Ich bin gespannt, wie es dieses Jahr wird. Wieder eine Person weniger und auch unsere Traditionen mussten wir ändern. Aber wir sind immer noch wir. Wir haben immer noch uns.
G E W I N N S P I E L
Das heutige Gewinnspiel findet unter meinem neusten Instagram-Posting statt. Schaut also im Laufe des Tages dort gerne mal vorbei. Es ist nichts materielles aber ich hoffe ich kann ein paar damit glücklich machen. Es sind eben manchmal auch die kleinen Dinge im Leben: Liebe, Dankbarkeit und Freude.
Der Text ist super emotional geschrieben und auf den Punkt gebracht. Du hast mit allem einfach so recht. Früher war das alles selbstverständlich, dass jeder mit dabei war. Man hat sich als Kind keine Gedanken darüber gemacht und hat sich sowieso immer am meisten über die Geschenke gefreut 🙂 Doch jetzt sieht das anders aus. Besonders am Ende vom Jahr macht man sich dann über solche Dinge, die du eben beschrieben hast, Gedanken. Traditionen bleiben, aber doch ist es jedes Jahr etwas anderes. Menschen verlassen uns und diese Lücke kann eben keiner schließen. Und doch geht es immer weiter, Jahr für Jahr, nur eben ohne diese besonderen Menschen. Ich wünsche dir wunderschöne Weihnachten mit deiner Familie, ich wünsche dir ruhige Feiertage, die so sind wie früher und doch irgendwie anders.
Ich verstehe nur zu gut, was du meinst. Seitdem mein Vater gestorben ist, ist Weihnachten nicht mehr das gleiche. Zwei Jahre später ist dann sogar meine Oma an Heiligabend gestorben. Vergessen kann man das bei aller Besinnlichkeit natürlich nicht. Wir haben aber das Glück, dass wir langsam wieder mehr Leute unter dem Baum werden. Meine Schwester hat dieses Jahr geheiratet und mein Freund und ich werden nächstes Jahr Eltern. Nach vielen Jahren, an denen Weihnachten von Trauer begleitet wurde, geht es nun also wieder bergauf und seien wir mal ehrlich: im Herzen werden auch alle anderen immer mit dabei sein!
Liebe Anne-Marie 🙂 Das hast du wirklich schön in Worte gefasst! Da hab ich echt ein paar Mal schlucken müssen und die Tränchen weggeblinzelt. Vieles nimmt man als kleines Kind anders wahr, vieles wird einem erst jetzt bewusst, wenn man schon etwas reifer ist. Leider gehört auch Trauer zum Leben dazu, wichtig ist aber trotzdem die Freude nicht zu verlieren! An Weihnachten wird einem immer nochmal bewusst, was in dem Jahr so passiert ist. Ich hoffe, du kannst Weihnachten im Kreise deiner Liebsten verbringen, auch wenn sich die Größe dieses Kreises von Jahr zu Jahr verändert. Behaltet euch die Traditionen bei, irgendwann kommt dann vielleicht auch mal Nachwuchs in die Familie, dann können die Rollen wieder neu verteilt und Traditionen weitergegeben werden.
Ich wünsche dir ein besinnliches Weihnachtsfest. Lasse traurige Gedanken zu, gib aber den fröhlichen mehr Raum 🙂
Ein wirklich toller Text! Regt sehr zum Nachdenken an….
Bei uns ist dieses Jahr mein Opa gestorben, aber es gab auch Nachwuchs in der Familie und auch für 2018 ist auch wieder ein Baby unterwegs…
Jedes einzelne Wort ist so wahr. Seit 6 Jahren Weihnachten ohne Mama waren schon hart, letztes Jahr dann auch ohne Papa weil er ins Ausland gezogen ist und ich einfach keinen Urlaub mehr hatte. Diese Woche ist nun auch meine Schwester zu ihm gezogen. Das heißt für mich: 2. Weihnachten bei meinem Freund und seiner Familie. Auch da ist es wunderbar und man lernt neue Traditionen kennen. Aber es ist anders als die 21 Weihnachten zuvor. Die die waren wie sie sein sollten 🙂 Ich möchte sehr gerne nächstes Jahr auch bei Papa feiern und auch da wieder neue Traditionen kennenlernen. Liebe Anne-Marie, ich wünsche dir und deinen Liebsten wunderschöne Feiertage! Und iss ein Stück Nussbraten für mich mit ;P
Danke für die wahren Worte
Sehr sehr toller Beitrag! Muss jedem deiner Worte zu 1000% zustimmen.
Liebe Anne-Marie! Du hast so recht! Ein sehr emotionales Thema wunderbar in Worte gepackt.
Ich wünsche dir eine schöne Weihnachtszeit bei deiner Familie, genieß es!!