Wenn deine Hosen kneifen, deine Shirts nicht mehr locker sitzen. Wenn deine Jacken kürzer werden und das Treppen steigen schwerer. Und wenn du dann noch von Leuten darauf aufmerksam gemacht wirst, dann ist es offensichtlich: Da haben sich wohl doch mehr als ein, zwei Kilos dazu geschummelt.

Zugenommen?

Komische Blicke von Freunden, Bekannten und Menschen, die glauben dich zu kennen, treffen dich genau dann, wenn du erst vor einem Jahr über 25 Kilo abgenommen hast. Scheitern ist normal, würde ich jetzt eigentlich sagen. Doch es fühlt sich nicht wie Scheitern an – kein bisschen. Es fühlt sich an wie eine Art Befreiung von so unglaublichen vielen Pflichten. 400g Fleisch am Tag; ich könnte brechen, wenn ich nur ein Stückchen Hühnchen in den Mund nehme. 6x die Woche Sport – wann bitte hatte ich in meinem Leben so viel Zeit? Zucchininudeln schmecken besser als die echten? Ach komm Anne-Marie, du spinnst doch. Und Pancakes aus Eiweiß, was soll das denn bitte sein? Das ist doch kein Genießen. Und egal wie sehr ich es versucht habe mir einzureden, Ende August 2015 habe ich verstanden, dass es wichtige Dinge im Leben gibt, als Sport und wenig Essen. Dass ich meine Freunde habe – die zum Glück nicht schreiend vor mir weggerannt sind. Dass ich meine Familie habe, die so oft gesagt haben, dass ich spinne. Dass ich mich habe. Dass es Spaß im Leben gibt neben der ganzen Verbissenheit, die ich an den Tag legte.

Nach dem ich das festgestellt hatte, ging es ganz schnell. Neuer Job, neues Umfeld, viele Kekse, viel Schoki, viel Fertigessen (weil muss ja schnell gehen) und wenig Sport (weil keine Zeit). Schwupp di wupp sehe ich mich drei Monate später plötzlich mit Bauch. Diese drei Monate waren so unbeschwert. Ich habe mir nicht eine Sekunde einen Kopf darum gemacht, ob ich in genau 5 Minuten essen muss und ob ich vorgekocht habe, ob ich diese Woche schon zwei mal Beine trainieren war oder ob ich mehr als 8 Stunden geschlafen habe. Ich war feiern mit Alkohol, habe ECHTE Nudeln gegessen, habe auch mal nur 6 Stunden die Nacht geschlafen. Na und?

Neuer Job, noch weniger Zeit. Und kurz darauf: Welcome Stuttgart, willkommen Studentenleben, hello to Bier, Sekt, Wein, Wodka, Döner nachts um halb 4, Tortellinis mit Fertigsoße und wenig Geld-Lifestyle. Meine anfängliche Studentenzeit war wirklich Studi-Like. Ich habe das gemacht, was ein echte Student eben so tut: gefeiert, getrunken und studiert. Das das alles nicht wirklich gesund ist, weiß ich übrigens – Mama, nicht meckern! Aber es war eben so und ich fand es grandios und wir hatten so viel Spaß und mein Bäuchlein wuchs leider auch.

Hier angekommen, wo ich jetzt bin, ernähre ich mich wieder normal. Ich trinke weniger und schlafe mehr. Ich habe wieder einen neuen Job, immer noch wenig Zeit aber weiß mein Essen zu schätzen. Ich möchte mit diesem Beitrag nicht sagen, dass ihr zunehmen sollt – auf gar keinen Fall. Ich möchte euch nur zeigen, dass es mir mit meiner Zunahme nicht schlechter geht – im Gegenteil. Ich bin angekommen und weiß endlich was gut für mich ist. Ich muss nicht mehr nach dem Dünn-Sein streben, da ich weiß wie schlecht es mir damit ging 24/7 über Essen und Sport nachzudenken.

Jeder Mensch soll seinen eigenen Lebensstil leben. Der eine ist für das Bodybuilding geboren, der andere eben nicht. Manche Menschen sind schlanker gebaut, ich eben nicht. Manche Menschen essen Unmengen an Schokolade und legen kein Kilo zu, ich – gefühlt – gleich 10.

Was ich sagen möchte: Tut etwas nicht nur weil es grade ein Trend auf Instagram oder den Sozialen Medien ist. Tut es nicht, weil ihr von irgendwas beeinflusst werdet. Denkt nicht, dass es einfach ist 25 kg abzunehmen. Schaut hinter die Fotos auf Instagram.

Ist man glücklicher, weil man schlank ist? Kann man sich mehr lieben, weil einige Kilos gepurzelt sind? Auf welchem Bild sehe ich zufriedener aus?

 

Ist es nicht am wichtigsten mit den Augen zu lachen? Ist es denn nicht wichtiger, dass ein Mensch gesund ist – egal ob dünn oder dick? Alles was damals passierte war – vor erst – ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist nicht verkehrt bei einem Gewicht von 96kg ein paar Pfund zu verlieren – aber alles was danach passierte, verlief sich.

Vielleicht habt ihr schon den Beitrag von EditionF über mich gelesen – auch hier geht es um diese Thematik.

Bleibt wie ihr seid, ihr seid zauberhaft, schön und habt es verdient geliebt zu werden – von euch selbst!